Wie gehen Sie am besten vor?
Manchmal schafft man es, die/den Betroffene/n von einer Website, einer Einrichtung, einem empfohlen Therapeuten oder Coach zu überzeugen. Das geht am besten, wenn er oder sie vorher um Hilfe gebeten hat! Das abzuwarten, kann aber dauern und zwar oft länger, als man die Geduld dafür hat.
Was sie besser lassen
Das Problem für den/die Andere/n lösen zu wollen, ist keine gute Lösung! Oft geht es um einen Lernprozess und der findet nicht statt, wenn er von anderen übernommen wird. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit, dass der/die Geplagte es von selbst löst, sehr gering. Und bei all diesen Versuchen kann viel wertvolle Zeit verloren gehen. Je länger Depressive sich mit einem Thema im Kreis drehen, desto schwieriger kann es werden, aus eigener Kraft wieder herauszukommen. Vor allem dann, wenn man alles, was man zum Ausgleich nutzen könnte, was also Spass machen und einem ein gutes (Körper-)Gefühl geben könnte, vorher schon kaum noch oder gar nicht mehr wahrgenommen hat.
Leider nehmen meist die leidvollen Symptome und die Erschöpfung zu, während die Fähigkeit zur Erholung und Entspannung abnimmt. Selbst nach einer Woche Auszeit ist oft noch lange keine Lösung in Sicht. Man dreht sich im Kreis und steht eigentlich still, obwohl man sich so sehr nach einer Lösung sehnt. Leider sind diese Menschen auch nicht wirklich offen für kreative Anregungen von außen. Und das nicht, wiel sie es nicht wollen, sondern wiel sie es einfach nicht können. Sehr viele Menschen leiden unter Depressionen, Schlafstörungen und psychischen Problemen und fühlen sich auch noch schuldig deshalb oder empfinden tiefe Scham. Manchmal hilft es ihnen ein bisschen, zu wissen, dass sie damit nicht alleine sind und dass es deshalb ok ist, sich professionelle Hilfe zu suchen/erlauben.
Und dann stehen Hilfsbereite erst mal vor einer Mauer. Sie können nicht aus einem neutralen Blickwinkel, wie Fachleute, auf die Negativspirale eingehen. Das tun sie schon viel zu lange. Und wohlgemeinte Ratschläge erreichen oft das Gegenteil, Betroffene fühlen sich verbessert, klein gemacht und noch unfähiger. Therapeuten oder Coaches helfen strukturiert und einfühlsam dabei, situationsbezogene und machbare Schritte zu gehen. Aber eben auch nur, wenn die/der Betroffene wirklich Hilfe will!
Ratschläge sind auch Schläge
Wenn Hilfe gewollt ist, ist ein wichtiger Schritt getan
Das erreichen Sie am besten, indem Sie das, was sie sagen wollen, als führende Frage formulieren, z.B.
- Was hast Du Dir denn schon alles versucht?
- Warum willst Du das nicht mehr? (so erfahren Sie mehr!)
- Was willst Du auf keinen Fall erleben?
- Was ist Dir bei einer Behandlung wichtig?
- Welche Ziele würdest Du denn gern erreichen?
- Hält Dich denn etwas davon ab, es noch einmal zu versuchen?
- Was würdest Du Dir als nächstes wünschen, was jemand für Dich tun könnte?
- Wen hättest Du am liebsten als Helfer?
Fallen, in die Sie dabei stolpern können
Manipulieren Sie nicht und suchen Sie selbst schon vorher etwas heraus. Das würden Sie selbst vielleicht auch nicht mögen.
Und was, wenn jemand gar nicht will, egal wie schlimm es ist?
Wichtig ist natürlich, dass Sie einer Person mit Depressionen vermitteln können, dass er/sie nicht alleine ist, dass Sie ihn/sie nicht alleine lassen. Doch auch hier gibt es Grenzen. So manch ein Hilfsbereiter ist auch schon mit in den Abgrund der Depression gezogen worden.
Das können Sie für sich tun:
- Entscheiden Sie für sich, was für Sie wichtig ist: wie lange halten Sie diesen Zustand noch aus und was brauchen Sie selbst
- Nennen Sie Ihrem Partner Ihre Konsequenzen, aber nicht als Drohung oder Erpressung
- Lassen Sie sich selbst beraten, mit welchen Strategien Sie mit dieser Situation besser klar kommen
- Benennen Sie klar, was für Sie unerträglich oder inakzeptabel ist und wie Ihre Lösung für Sie selbst aussähe
Sehr oft erzählen mir männliche Patienten, ihre Frauen haben meine Adresse herausgesucht. Das haben diese manchmal mit und manchmal ohne vorherige Bitte getan. Meistens haben Sie klar aufgezeigt, was für sie gar nicht mehr geht und dann ging es plötzlich doch. Wenn Betroffene begreifen, dass nicht nur sie, sondern auch ihr Umfeld leiden, sind sie oft einsichtiger. Dann kann man die Lage gemeinsam besprechen und erste Schritte planen. Manchmal entsteht daraus auch eine Paartherapie!
Und schriftlich geht es manchmal auch:
Wenn Ihr Gegenüber so gar nicht mit sich reden lässt, und immer wieder abblockt, obwohl er/sie sichtlich leidet, dann hilft manchmal ein liebevoller Brief, den Sie gerne auch z.B. mit meiner Hilfe erarbeiten können. Wichtig ist dabei besonders, dass Sie nicht nur negative Dinge herausstellen oder gar Vorwürfe unterbreiten, sondern auch Positives aus früheren Erlebnissen benennen und aufzeigen, warum Sie das möchten und wie Sie sich gerade fühlen. So einen Brief muss man nicht unbedingt überreichen, man kann ihn/sie auch liebevoll aufsprechen oder vorlesen!
Beenden Sie den Brief mit dem, was Sie verändert sehen möchten und liebevoll!
Manchmal leidet der Betroffene weniger als Sie selbst!
Wenn dem so ist, brauchen Sie die Hilfe. Und dabei gibt es klare Vorgehensweisen, die hilfreich sein können:
- Pro und Contra Ihrer Beziehung aktuell
- Ihre Ängste und Befürchtungen, wenn sich nichts ändert
- Was könnten Sie für sich tun, damit das Problem Ihres Partners/Ihrer Partnerin sie nicht mehr so betrifft?
- Wann ist für Sie das Ende der Fahnenstange erreicht?
- Welche machbaren Konsequenzen können sich daraus für Sie ergeben?
Erst wenn Sie hier Klarheit für sich haben, können Sie Ihren Partner/Ihre Partnerin informieren oder konfrontieren. Sieht er/sie es ein, führt dies vielleicht zu einer Paartherapie. Sieht er/sie es nicht ein, handeln Sie für sich. Nur etwa 40 % aller von einer Depression betroffenen Männer holen sich tatsächlich Hilfe und auch das erst, wenn es schon richtig schlimm geworden ist und Medikamente nicht geholfen haben! Ich hatte schon Patienten, die 3 Jahre lang alles versucht haben, um die Symptome zu unterdrücken, weil ihnen nicht möglich war, sich auch nur ansatzweise vorzustellen, etwas zu verändern. Eine Trennung sollte natürlich die letzte Option sein.
Wenn aber Selbstmord im Raum steht?
Sind die Depressionen schon schwer, dann sind die Betroffenen meistens nicht mehr in der Lage, etwas zu verändern. Sie sehen ihre Lage als ausweglos an.
Wenden Sie sich an Ihren Hausarzt und/oder Beratungsstellen, und besprechen Sie Ihre Situation. Ist die Gefahr akuter, rufen Sie den Notdienst, gehen Sie zu eine psychiatrischen Notfallambulanz und lassen Sie Ihren Partner stationär einweisen.
Die Schuldgefühle Angehöriger, die nicht bemerkt haben, dass ein Suizid anstand und durchgeführt wurde sind oft viele Jahre eine schwere Bürde und benötigen meistens professionelle Unterstützung!
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Ich helfe Ihnen gern und hoffe, diese Strategien sind für Sie hilfreich. Solche Symptome kommen nicht über Nacht. Je früher man reagieren kann, desto höher sind die Chancen für eine Besserung. Sie können sich jederzeit in solchen Angelegenheiten gerne an mich wenden.