Glennon hat wirklich einiges in ihrem bewegten Leben mitgemacht. Ihre Ehe mit drei Kinder zerbrach an der Untreue ihres Mannes und sie fand zu einer neuen, weniger angepassten oder gesellschaftlich eng definierten Liebes- und Lebensgemeinschaft. Darüber schreibt sie, ehrlich und so direkt, dass es manchmal fast weh tut, ihr zuzuhören. Sie hat einen ausgesprochen liebevollen Querkopf und ist ganz sicher eine mutige Querdenkerin.

In ihren eigenen Worten beschreibt Doyle ihre Karriere- und Lebensphilosophie folgendermaßen:

Das Leben ist brutal. Aber es ist auch schön. Brutetisch nenne ich es. Das brutale und schöne Leben ist so eng miteinander verwoben, dass sie nicht getrennt werden können. Lehne das Brutale ab, lehne die Schönheit ab. Jetzt umarme ich beide und lebe gut und hart und real. Meine Aufgabe ist es, jeden Tag aufzuwachen, der Einladung des Lebens zuzustimmen und Millionen von Frauen beobachten, wie ich vom Boden aufstehe, gehe, stolpere und wieder aufstehe.

Dieses Buch macht Mut, ist ein amerikanisches modernes Emanzipationsbuch, das schonungslos anspricht, worum es wirklich geht! 

Zum Buch

joelvalve OjaSYYejvyI unsplashBerühmte Frauen wie Adele und Elizabeth Gilbert, die Autorin von Eat Pray Love empfehlen das Buch als phänomenal. Es werden mutige Fragen gestellt, die frau sich oft gar nicht so einfach beantworten kann: Z.B. Wer warst du, bevor die Welt dir sagte, wer du sein sollst?

Glennon Doyle will Mut machen, damit aufzuhören, die Erwartungen anderer oder der Welt zu erfüllen. Sie regt an, es stattdessen zu wagen, tief in uns auf die wahre innere Stimme zu hören und ihr zu vertrauen.

Sie berichtet ehrlich und sehr direkt, wie sie jahrelang ihre nagende Unzufriedenheit in ihrer Ehe und ihrem Leben unterdrückte bzw. in Aktivismus umleitete, nachdem sie nach der Geburt ihrer Kinder auf Alkohol und Drogen verzichten lernte. Dann traf sie während einer Konferenz eine Frau, in die sie sich derart verliebte, dass es kein Halten mehr geben konnte. Sie war einer inneren Wahrheit begegnet, von der sie bis dato nichts wusste. Sie bemerkte bald, dass sie ihre innere Stimme, ihre wahre Stimme entdeckt hatte, die sie bisher mit betäubender Sucht und sozialer Konditionierung begraben hatte. Glennon beschloss, ihr wahres unbändiges und echtes Selbst zurückzuerobern.

„Ungezähmt“ ist seelenvoll und aufregend, kraftvoll und zärtlich und sowohl eine intime Erinnerung als auch ein aufregender Weckruf. Es ist die Geschichte einer verantwortungsbewussten, leidenschaftlichen jungen Mutter, die sich weigert, auf ihr Leben zugunsten Ihrer Kinder zu verzichten und trotzdem oder gerade damit ein Vorbild sein will, wie man es gut machen kann, sich vollständig zu fühlen und erfüllt zu leben. Sie erzählt in ihrer Geschichte davon, wie jede Frau und jeder Mann damit beginnen kann, sich selbst genug zu vertrauen, um Grenzen zu setzen, Frieden mit dem eigenen Körper zu finden, Zorn und Herzschmerz zu achten und wahrzunehmen und genau auf diesem Weg die wahrsten, wahrhaftigsten und ursprünglichsten Instinkte freizusetzen. Diesen Teil fand ich am beeindruckendsten, weicht sie doch hier deutlich von der üblichen Haltung ab, wer sich schlecht fühle, mache offensichtlich etwas falsch. Nein, ganz im Gegenteil: sie setzt sich mit ihren Emotionen auseinander und zwar auf eine Weise die ich nur hervorheben kann als besonders gutes Beispiel! Sie ist wirklich damit das, was sie sein will: ein Vorbild! Sie benennt viele Ebenen in denen Frauen eine andere Haltung einnehmen können, und spart auch weder an Kritik an Politik, Rassissmus und vielem mehr. Im Gegensatz zu anderen, neigt sie dazu, zu handeln, nicht nur zu reden! 

„Ungezähmt“ zeigt uns, wie mutig frau sein kann. Und wie Glennon betont: "Je mutiger wir sind, desto glücklicher werden wir."

Mir hat es Spaß gemacht, das Buch zu hören. Es ist jung, frisch, ermutigend, kraftvoll und sehr emotional mit viel Überzeugungskraft von ihr selbst gelesen. Immer wieder freute ich mich zwischendurch darauf, diese Rezension zu schreiben und machte mir Notizen.

Manchmal hat sie mir ein bisschen zu viel und zu lange auf der Untreue ihres Mannes herumgehackt. Doch hat es mir dann wieder sehr gefallen, wie ehrlich sie dies am Ende mit eigener Beteiligung auflöst: man verträgt sich der Kinder zuliebe und nicht nur deshalb!