Verwandeln sich die Stickstoffmonoxid-Moleküle allerdings in NO-Radikale, produzieren diese im Körper hochgiftige Substanzen, schädigen unsere Zellen, unsere DNA (Erbgut) und unsere Mitochondrien. Die Mitochondrien sind kleine Zellorgane, die in jeder Zelle vorhanden sind und als die Energielieferanten der Zellen bekannt sind. Sämtliche körpereigene Prozesse beziehen daher ihre Energie.

NO-Radikale beeinflussen außerdem die Zusammensetzung der Zelle. Der Zellstoffwechsel wird verändert und die Funktion der Zelle beeinflusst. Infolgedessen kann die Zelle ihre spezifischen Aufgaben nicht mehr erfüllen, da ihr die Energie dazu fehlt.  

Nitrostress macht krank

Die genannten Zellstörungen können sich folgendermaßen äußern:

  • Hat eine Zelle zuvor Entgiftungsenzyme oder körpereigene Antioxidantien (z. B. Glutathion) produziert, fehlen diese nun und der Körper kann nicht mehr gut entgiften, was schon allein das Krankheitsrisiko massiv erhöht.
  • Hat eine Zelle Hormone hergestellt, kann es jetzt zu Hormonstörungen kommen, weil nicht mehr genügend Hormone vorhanden sind.
  • Hat die Zelle im Gehirn Botenstoffe produziert – Serotonin oder Dopamin – dann kommt es jetzt bei einem Mangel derselben zu Depressionen oder Antriebsstörungen oder auch "nur" zu depressiven Verstimmungen.
  • Hat die Zelle das Schlafhormon Melatonin gebildet und ist jetzt der Zellablauf infolge von Nitrostress gestört, kommt es zu Schlafstörungen.

Anhand dieser Beispiele zeigt sich bereits, wie verheerend sich Nitrostress auswirken kann und wie unklug es ist, diese Problematik – ganz besonders im Krankheitsfall – zu ignorieren. Denn viele dieser Probleme sind tatsächlich - wenn rechtzeitig erkannt - wieder umkehrbar:

Wird Nitrostress behandelt, verschwinden die meisten der Symptome. Allerdings sind unsere Mitochondrien, und hier besonders das eigene Erbgut dieser Zellkraftwerke, besonders anfällig für Nitrostress. Besteht nun Nitrostress über Jahre hinweg, werden die Mitochondrien irreversibel geschädigt und können sich nicht mehr erholen.

Besonders tragisch an dieser Tatsache ist, dass diese Schäden in der mitochondrialen DNA von der Mutter an ihre Kinder weitervererbt werden können. Man sollte daher frühzeitig aktiv werden!

Die möglichen Symptome von Nitrostress

Zu den zahlreichen Symptomen einer übermäßigen Belastung mit NO-Radikalen zählen meist diffuse Probleme wie:

  • Energiemangel & Antriebslosigkeit
  • Diabetes
  • Schmerzen (Muskeln & Gelenke)
  • Depressive Verstimmtheit / Depression
  • Schlafschwierigkeiten
  • Verdauungsbeschwerden
  • Autoimmunerkrankungen
  • Lähmungserscheinungen, etc.

Nitrostress erklärt viele Erkrankungen des Körpers, auf die die Wissenschaft bis jetzt keine Antwort hatte. Bei folgenden Krankheiten konnte ein Zusammenhang mit Nitrostress nachgewiesen werden:

  • Multiple chemische Sensitivität (MCS)
  • Allergien
  • Neurodermitis
  • Chronisches Erschöpfungs-Syndrom (CFS)
  • Reizdarm
  • Fibromyalgie
  • Multiple Sklerose
  • Rheumatoide Arthritis
  • Depressionen und Angsterkrankungen
  • Chronische Schlafstörungen

Nitrostress als (Mit-)Auslöser dieser Erkrankungen sollte bei der Ursachenfindung von Krankheiten berücksichtigt werden, auch wenn noch weitere Studien erforderlich sind. 

Was verursacht Nitrostress?

Wie kommt es zu erhöhtem Nitrostress? In Zeiten besonderer Belastung beginnt unser Körper mit der Produktion von zusätzlichen NO-Molekülen. Hierzu zählen beispielsweise große körperliche und psychische Belastungen, bakterielle und virale Entzündungen, Schwermetall- und Chemikalienbelastungen, bestimmte Medikamente, Sauerstoffmangel, aber auch Schleudertrauma und Wirbelsäulenverletzungen.

Setzt also die vermehrte Bildung von Stickstoffmonoxid ein, beginnt oft eine Kreisreaktion: NO (Stickstoffmonoxid) reagiert mit dem Sauerstoffradikal Superoxid und bildet das gefährliche Peroxinitrit, das für die meisten Schäden verantwortlich ist (NO + OO- = ONOO-). Peroxinitrit selbst regt allerdings auch die Produktion von Stickstoffmonoxid und Superoxid an, die sich in Kombination wiederum zu Peroxinitrit zusammenschließen. Ist der Teufelskreis einmal in Gang, geht er weiter, auch wenn die Ursachen bereits behoben wurden. Er wird zum Selbstläufer.

Die Diagnose von Nitrostress

Um Nitrostress nachzuweisen, gibt es kostengünstige Urintests, die man problemlos beim Arzt oder Heilpraktiker vornehmen lassen kann. Es gibt auch Tests, die man selbst zu Hause anwenden kann.

Die Urintests erfassen drei verschiedene Werte:

  • Citrullin (entsteht bei der Bildung von Nitrostress)
  • Methylmalonsäure (zeigt einen Vitamin-B12-Mangel - Indikator für Nitrostress)
  • Nitrophenylessigsäure (Folgeprodukt von Nitrostress)

Maßnahmen zur Bekämpfung von Nitrostress

Obwohl sich Nitrostress relativ einfach nachweisen lässt, wird in der Praxis kaum auf eine Belastung hin getestet. Viele Patienten werden zudem von ihren Ärzten nicht ernst genommen, da rein organisch oft alles in Ordnung scheint. Ihre Leiden werden als psychosomatisch eingestuft und ein langer Leidensweg beginnt.

Dabei gibt es durchaus einfache Maßnahmen, Nitrostress zu bekämpfen und den Teufelskreis zu durchbrechen. und so weitere Schäden zu verhindern. Im Folgenden stelle ich Ihnen einige dieser Maßnahmen vor:

1. Vitamin B12 gegen Nitrostress

Vitamin B12, das zur Entfernung von freien NO-Radikalen verwendet wird, wird oxidiert und in großen Mengen ausgeschieden, sodass der Körper keine Vitaminfunktionen mehr hat. Daher kann nitrosativer Stress auch einen Vitamin-B12-Mangel verursachen, da eine große Menge an Vitamin B12 verbraucht wird, wenn es großen Mengen an NO ausgesetzt wird. Daher ist die für nitrosativen Stress erforderliche Vitamin B12-Dosis viel höher als der tägliche Bedarf.

Daher werden häufig Injektionen oder sehr hohe orale Dosen verwendet. Nachdem bei einer Nitrostress-Belastung oft höhere Mengen als die empfohlene Tagesdosis an Vitamin B12 verbraucht werden, sollte man Vitamin B12 hochdosiert einnehmen (ab 1000 µg pro Tag). Diese Dosis kann außerdem über Nahrungsergänzungsmittel erreicht werden. Für die häusliche Anwendung bietet sich eine Kombination aus Vitamin B12 (Hydroxocobalamin), Kurkumin und grünem Tee an. In schweren Fällen ist jedoch teilweise eine intravenöse Therapie nötig, um den Kreislauf effektiv durchbrechen zu können. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. 

2. Vitamine, Antioxidantien und Spurenelemente bekämpfen oxidativen Stress

Um die Produktion von Peroxinitrit einzudämmen, können Antioxidantien, Spurenelementen und Mineralstoffe zum Einsatz kommen. Durch die Einnahme kann die Produktion von Superoxid wirkungsvoll gebremst werden und so den Teufelskreis durchbrechen.

Besonders Antioxidantien wie Astaxantin, Curcumin, Silforaphan zeigen sich wirksam, aber auch antioxidativ wirksamen Vitamine, wie Vitamin A, C, D und E, sowie die Vitamine der B-Gruppe sind hierbei hilfreich. Außerdem sollte man auf eine ausreichende Zufuhr von Nahrungsergänzungsmitteln wie Zink, Selen, Kupfer und Magnesium achten. Eine gesunde Ernährung, die diese Stoffe natürlich beinhaltet, kann der Bildung von oxidativem Stress entgegenwirken.

3. Verzicht auf kreislaufbelastende Faktoren:

– konventionell angebautes Obst & Gemüse (bevorzugen sie biologisch angebaute Lebensmittel)
– geräucherte Nahrungsmittel
– Tabak & Nikotin
– Glutamat (Geschmacksverstärker) und Aspartat
– Medikamente (sofern möglich)
– Stress und Überlastung (physisch & psychisch)
– herkömmliche Kosmetika

 

Quellen:

https://www.gesundheit.de/wissen/haetten-sie-es-gewusst/medizinische-begriffe/mitochondrien

https://www.mayr-kuren.de/nitrostress.html

https://www.medizin-netz.de/wissenswertes/stickstoffmonoxid-no-ein-kleines-molekuel-mit-grosser-wirkung/

Beckman JS, Koppenol WH. Nitric oxide, superoxide, and peroxynitrite: the good, the bad, and ugly. Am J Physiol Cell Physiol 271: C1424–C1437, 1996.

Vijay S. Sharma et al. Reactions of Nitric Oxide with Vitamin B12 and Its Precursor, Cobinamide. Biochemistry 2003 42 (29), 8900-8908